STÄDTISCHE BÜHNEN
DIPLOM / GROßER ENTWURF, SOMMERSEMESTER 2017
THEMA
Die Städtischen Bühnen in Frankfurt am Main sind als sogenannte Theaterdoppelanlage nach dem zweiten Weltkrieg anstelle des ehemaligen Schauspielhauses errichtet worden. Am südwestlichen Ende der Wallanlage entstand Anfang der 1960er Jahre ein Haus, das im Spannungsfeld der Nachkriegsmoderne einen wichtigen Beitrag zu der damaligen und heute wieder aktuellen Architekturdebatte darstellt, gerade im Umgang mit historischen Bauten. Ein Haus, das nicht nur drei große Bühnen beherbergt - Oper, Schauspiel und Kammerspiel - sondern dessen Architektur auch zum Innbegriff der neuen, leichten und transparenten Bauweise geworden ist, die bewusst die Abkehr von der Monumentalarchitektur des dritten Reiches sucht. Gleichzeitig ist es eine Inkunabel für die Geschichte der jungen Republik.
Um die Bausubstanz des Hauses wird in jüngster Vergangenheit intensiv und sehr kontrovers diskutiert. Insbesondere die technische Gebäudeausstattung und der Brandschutz sind so stark sanierungsbedürftig, dass von Gesamtkosten in Höhe von mehreren Hundertmillionen Euro gesprochen wird. Daraus folgt eine öffentliche Diskussion über Erhalt, Abriss und Neubau bis hin zur Auslagerung der Spielstätten zugunsten einer besseren Vermarktbarkeit des Grundstückes.
Schon nach dem Opernbrand 1987 wurden zu diesem Thema intensive Auseinandersetzungen geführt. Der damalige Kulturstadtrat Hilmar Hoffmann äußerte sich zu den damaligen Planspielen in der Festschrift zum 50-jährigen Bühnenjubiläum: „Bereits wenige Tage nach dem Brand hatten sich eilfertige Investoren öffentlich mit dem Vorschlag zu Wort gemeldet, den ‚Luftraum‘ über dem Operngrundstück zu kaufen. Im Gegenzug versprachen sie, die Oper im unteren Bereich ihres geplanten Hochhauses auf ihre Kosten wiedererstehen zu lassen. Die Oper als buchstäbliche Untermieterin eines Büromonsters, welch entsetzlicher Gedanke!“
Zum jetzigen Zeitpunkt kristalliert sich aber zum großen Glück eine breite, auch politische Mehrheit für den Erhalt der Städtischen Bühnen am jetzigen Standort heraus.
Wie eine Sanierung oder ein Neubau oder eine Mischung aus beiden an diesem für Frankfurt so wichtigen Standort aussehen könnte, soll der Entwurf klären.
PROGRAMM
Ein Erhalt des Hauses mit architektonischen Interventionen oder ein Neubau für alle drei Spielstätten – Oper, Schauspiel und Kammerspiel, alle Szenarien bieten die große Chance, auf diesem außergewöhnlichen Grundstück inmitten der Wallanlage, einen städtischen Ort neu zu definieren. Im Übergang von der Wallanlage zum Main oder vom Bahnhofsviertel zur Innenstadt und zum neu errichteten Degussa-Areal kommt den Städtischen Bühnen an dieser Stelle städtebaulich eine große Bedeutung zu.
Ob etwas vollkommen Neues entsteht oder das Bestehende ergänzt respektive überformt wird, ist den Bearbeitern freigestellt.
Bei allen Entwurfsansätzen sollte das Neue die Qualität des Bestehenden nicht ‚unterbieten‘!
Michele Heinze
Selina Reh
Anna Jule Wiertz